Die Psychosomatische Hausapotheke

Ähnlich wie mit unliebsamen Gewohnheiten (siehe Artikel: Die Quälgeister stillen) geht es uns mit Krankheiten und Symptomen. Wir wollen sie einfach so schnell wie möglich loswerden. Verständlich! Die Systemischen Strukturaufstellungen bieten uns die Möglichkeit Krankheiten und Symptome von der psychisch-systemischen Seite her zu betrachten.

Vorausgesetzt, dass medizinisch alles gut abgeklärt ist und passende Therapien bereits angewendet werden!

Sobald Du medizinisch gut versorgt bist und Deine Beschwerden und Symptome ärztlich geklärt sind, kannst Du systemisch- lösungsorientiert noch einiges tun, um Deinen Heilungsprozess weiter zu befördern. Betrachte das Symptom eher als einen Brief, den Du lesen möchtest – Brieflesen kann spannend und informativ sein!

Viele sehen ein Symptom als einen Feind an, den sie bekämpfen müssen.
Ein innerer Kampf erzeugt Verspannungen, verstärkt unter Umständen Schmerzen.

Einige Fragen, die dabei nützlich sein könnten, haben wir im Folgenden zusammengestellt:

  • Definiere Dein Ziel: Was soll statt des Symptoms/der Beschwerden sein? Wenn das Symptom bzw. die Krankheit weg ist, was ist stattdessen da? Die Frage hilft uns ein positives Ziel zu formulieren: was werden Sie mit der Zeit anfangen, die frei wird, sobald Du / keine Migräne mehr hast / Keine Rückenschmerzen Dich plagen /…
  • Dein Kontext: in welchem Zusammenhang treten Deine Beschwerden eher auf? Was ist hilfreich, um beschwerdefrei zu sein?
  • Ausnahmen: Gibt es Situationen, wo das Symptom nicht auftritt? Was trägt dazu bei?
  • Wirf einem Blick in Deinen Familienkontext. Wer hatte dieselben oder ähnliche Beschwerden? Fällt Dir spontan jemand aus Deiner Familie ein, wenn Du über Deine  Krankheit/ Dein Symptom nachdenkst?
  • Rechts/links: väterliche Seite – mütterliche Seite
  • Die Aufgabe danach: Gibt es etwas, womit Du fertig werden müsstest, wenn Deine Beschwerden ganz verschwunden sind? Was steht an, wenn es das Symptom/die Krankheit nicht mehr gibt? Insa Sparrer berichtet von einem Klienten, der befürchten musste, seine Rente zu verlieren, wenn seine Beeinträchtigung verschwindet. Es könnte sein, dass die Knieschmerzen nicht aufhören, weil dann das Tennisspielen wieder möglich wäre, auf das man aber keine Lust hat, der Partner sich aber so freuen würde …
  • Eine heikle Frage, die wir uns nur sehr liebevoll selbst stellen dürfen, ist die nach dem Verdeckten Gewinn des Symptoms/ der Krankheit: Wofür könnte es gut gewesen sein, dass ich diese Beschwerden noch habe? Wofür nützen mir die Beschwerden? Eine Wochenendmigräne könnte sicherstellen, dass man sich wirklich Ruhe erlaubt. Magenschmerzen vor wichtigen Vorträgen könnten helfen, dass wir weniger streng mit uns urteilen, immerhin haben wir den Vortrag ja trotz Magenschmerzen gehalten!
  • Achte auf Redewendungen, die Du verwendest: „Ich kann es nicht mehr hören!“, „Es steht mir bis zum Hals“, „Ich hab die Nase voll!“ – sie könnten Bezug zu Symptom und Kontext aufzeigen.
  • Gibt es ein Grundgefühl im Zusammenhang mit deinen Beschwerden, dass du auch aus anderen Situationen kennst? Aus welchen? Erinnert Dich die Begleitempfindungen, die das Symptom, die Krankheit bei Dir auslöst an etwas, was Du gut kennst? Das können zum Beispiel Emotionen wie Wut, Angst oder Trauer sein. Ein Gefühl von Verzagt oder Unruhe.
  • Sorge bei Beschwerden an paarig angelegten Organen (Augen, Ohren, Nieren, Beine) gut für BEIDE ORGANE besonders wenn nur eines Beschwerden hat! Achte darauf, beide Organe in fühlender Achtsamkeit zu halten. Wenn ein Bein schmerzt, muss oft das andere kompensierend ausgleichen und hat mehr Last zu tragen. Auch kann ein gesundes Organ Modell für das Beschwerde tragende Organ sein. Es weiß, wie gesund sein geht!
  • Lösungsorientiertes Interview mit Organen oder Symptomen: Nimm mit deinem Symptom, den Körperteilen, die Beschwerden haben, spürend Kontakt auf und stelle lösungsfokussierte Fragen. Befrage auch Körperteile, die sich ressourcenreich anfühlen. Eine Anleitung dafür findest Du im Folgenden:

Was mir hilft: Ressourcen sammeln mit dem 9-Felder-Schema [1]

Außen: Personen, Gegebenheiten, Umstände, Orte, Situationen, Inhaltliche Bereiche …
Grenze: Verhaltensweisen, Worte, Taten, Mimik, Gestik, Tonfall …
Innen: Empfindungen, Befindlichkeit, Gedanken, Einschätzungen, Deutungen, Sichtweisen, Glaubenssätze…
Zukunft: Was wird statt dem Symptom/den Beschwerden/der Krankheit da sein?
Gegenwart: Was bewährt sich gegenwärtig bei Deinen Beschwerden? In welchen Zusammenhängen wird es leichter?
Vergangenheit: Welche erfolgreichen Lösungen/Therapien/ Behandlungen gab es schon?    

Finde einen guten Platz für dich, wenn Du an dein Thema denkst. Lege einen Bodenanker für Dich.
Zeige in die Richtung, wo für dich die Zukunft liegt. Und wo die Vergangenheit – das ist Deine Zeitlinie.
Zu Deiner Linken befindet sich Deine Innenwelt, alles was zu Deinem Erleben gehört. Zu Deiner Rechten die Außenwelt (Personen, Orte, etc.).
Jetzt denk an Dein Ziel. Wo taucht es für Dich auf. Lege dafür einen Bodenanker. Blicke zu Deinem Ziel. Was ändert sich für Dich? Dann geh auf dem Platz deines Ziels – was verändert sich jetzt?
Was kannst Du Dir aus der Position deines Zieles Aufbauendes sagen?
Geh wieder an Deinen eigenen Platz: Wo taucht etwas Hilfreiches auf, wenn Du den Blick über die neun Felder schweifen lässt? Markiere die Stelle mit Bodenankern und gehe in Interaktion.
Entrolle Dich bei jedem Positionswechsel (leicht ausschütteln, ein Wort rückwärts buchstabieren.)

        ©Alexandra Schwendenwein und Harald Heinrich; Aufstellungsarbeit Wien    

[1] Das 9 Felder-Schema wurde von Insa Sparrer aus Gesprächsformen der Solution Focussed Therapy entwickelt: Vgl. Insa Sparrer: Wunder, Lösung und System, S 235ff